Ruth 2: Kein Wunder für Ruth, aber die göttliche Vorsehung

Ruth 2: Kein Wunder für Ruth, aber die göttliche Vorsehung

Ruth 2: Kein Wunder für Ruth, aber die göttliche Vorsehung

Gott wirkt selten durch Wunder, sondern viel häufiger durch Seine Vorsehung. Kapitel 2 des Buches Ruth ist ein perfektes Beispiel dafür. Es ist bemerkenswert, dass Gott besonders mit zwei Personen handelt, die aktiv daran beteiligt waren, das Gute zu tun – und nicht einfach passiv darauf warteten, dass Gott auf wundersame Weise eingreift.

Göttliche Vorsehung statt Wunder

Gottes Wirken zeigt sich oft durch die göttliche Vorsehung, indem Er die Umstände und die natürlichen Gesetze, die Er selbst geschaffen hat, so lenkt, dass Sein Wille geschieht. Wenn Gott durch ein Wunder wirkt, greift Er hingegen in die Gesetze der Natur ein, um Sein Ziel zu erreichen, und das menschliche Zutun ist dabei nicht erforderlich. Ein anschauliches Beispiel hilft, den Unterschied zu verstehen:

Stellen wir uns vor, jemand sucht verzweifelt einen Parkplatz und betet um eine freie Stelle. Ein Wunder wäre es, wenn plötzlich eine andere parkende Person verschwindet und sich somit eine Parklücke öffnet – das wäre ein Ereignis, das die Naturgesetze übersteigt. Die göttliche Vorsehung hingegen wäre, dass jemand zufällig im richtigen Moment den Parkplatz verlässt, was Gott so gelenkt hat, ohne die Naturgesetze zu brechen. Menschen werden so in die göttliche Vorsehung einbezogen.

Anwendung auf die Geschichte von Ruth

In der Geschichte von Ruth und Naomi, die ohne Einkünfte und somit ohne Möglichkeit zu überleben waren, hätte Gott theoretisch durch ein Wunder, wie das Herabfallen von Manna, eingreifen können – wie wir es in anderen biblischen Berichten sehen. Doch Gott entschied sich für einen anderen Weg: durch die Vorsehung. Ruth begab sich auf ein Feld zum Nachlesen und landete zufällig auf dem Feld eines Verwandten Naomis, des gütigen Boas, der durch Gottes Einfluss große Freundlichkeit zeigte. Boas hatte von Ruths Geschichte und ihrem mutigen Charakter gehört und entschied sich, sie zu unterstützen, was wiederum die göttliche Fürsorge verdeutlichte.

Durch diese Ereignisse erfahren Ruth und Naomi Gottes Liebe und Fürsorge nicht durch ein spektakuläres Wunder, sondern durch die Einbeziehung menschlicher Entscheidungen und natürlicher Umstände. Ruth erlebte Freude und Erfüllung, nicht weil ein Wunder geschah, sondern weil Gott die Menschen und Umstände in ihrem Leben zu einem guten Ergebnis führte.

Die Rolle des Menschen in Gottes Vorsehung

Seit dem Anfang hat Gott den Menschen in Seine Schöpfung eingebunden und ihm Aufgaben und Verantwortung übertragen. So möchte Gott auch heute, dass Menschen in die Erfüllung Seines Willens einbezogen werden. Christus erwartet von den Gläubigen, dass sie Seine Repräsentanten auf Erden sind und Sein Licht ausstrahlen. Zu oft wird der Begriff „Wunder“ leichtfertig gebraucht, und viele Christen erwarten daher übernatürliche Ereignisse, um zu glauben, dass Gott handelt. Doch dies kann leicht zu Enttäuschung und Frustration führen, wenn man Wunder erwartet, aber scheinbar nichts geschieht.

Stattdessen sollten wir uns bewusst sein, dass Gott durch Vorsehung wirkt und dass Er uns in Seinen Plan einbezieht. Es gibt unzählige Zeugnisse der göttlichen Vorsehung, sei es bei Heilung, finanzieller Unterstützung, richtungsweisenden Entscheidungen oder Schutz in kritischen Momenten. Die Bibel zeigt auch, dass Gottes Wunder in bestimmten Epochen konzentriert auftreten – wie zur Zeit von Mose, Elia und Elisa oder in der Zeit Jesu und der Apostel – und dass Gottes gewöhnliches Wirken durch Seine Vorsehung geschieht.

Die Vorsehung Gottes in der Geschichte von Ruth

Die Ereignisse um Ruth sind ein inspirierendes Beispiel, wie Gottes Vorsehung wirkt, ohne dass Wunder geschehen müssen. Gott wird weder durch menschliche Entscheidungen noch durch schlechte Umstände überfordert. Im Gegenteil, Er berücksichtigt die freien Entscheidungen der Menschen und webt diese in Seinen Plan ein. Ruth, Naomi und Boas treffen Entscheidungen, die Gott in Seiner Weisheit einsetzt, um ihnen Segen und Versorgung zu bringen.

In einer schwierigen Lebensphase trafen Ruth und Naomi mutige Entscheidungen. Naomi kehrte in ihr Land und zu ihrem Volk zurück. Ruth, eine Moabiterin und Witwe, entschied sich, an Naomis Seite zu bleiben, obwohl sie dadurch in ein Land ging, das nicht das ihre war und wo sie eine Fremde sein würde. Boas, der wohlhabend und gottesfürchtig war, entschied sich, einer mittellosen Witwe aus einem fremden Land mit Freundlichkeit und Großzügigkeit zu begegnen. Diese Entscheidungen zeigen, dass Gottes Wirken oft durch den aktiven Gehorsam und die Güte der Menschen sichtbar wird.

Das Bild zeigt Ruth, die auf einem Feld arbeitet und Ähren aufliest. Sie ist in einfache Kleidung gehüllt und bückt sich, um die Getreideähren vom Boden aufzuheben. Im Hintergrund sieht man weitere Erntearbeiter, die von Boas angeleitet werden. Die Szene vermittelt eine ruhige, bescheidene Atmosphäre und symbolisiert die Vorsehung Gottes, die Ruth und Naomi durch die Güte und Großzügigkeit von Boas erfahren.

Zufriedenheit und Erfüllung durch Gottes Vorsehung

Gottes Plan beinhaltet nicht immer sofortige Ergebnisse oder eine magische Lösung aller Probleme. Ruth musste von früh bis spät auf den Feldern arbeiten, um genügend Getreide für sich und Naomi zu sammeln. Tag für Tag glanzt sie, sammelt die Ähren ein, verarbeitet das Getreide und trägt schließlich die schweren Lasten nach Hause. Diese mühevolle Arbeit brachte ihr jedoch große Zufriedenheit und ein Gefühl der Erfüllung, als sie am Ende des Tages sah, was sie durch Gottes Führung erreichen konnte.

Ruth und Naomi könnten vom Himmel Manna erhalten haben, doch Gott hatte bereits andere Mittel für ihre Versorgung vorgesehen. Sie gingen in die Stadt Bethlehem, „das Haus des Brotes“, wo sie Nahrung finden konnten, und Ruth begann zu glanzen. Boas hätte Ruth einfach wie eine Fremde behandeln können, doch er zeigte Barmherzigkeit, Großzügigkeit und Schutz, indem er ihr erlaubte, sicher auf seinen Feldern zu arbeiten und sogar absichtlich Getreide für sie zurückzulassen.

Die Geschichte von Ruth lehrt uns, dass Gottes Vorsehung oft durch das Handeln der Menschen sichtbar wird, die sich auf Ihn verlassen und Seine Wege erkennen. Dies fordert uns auf, nicht passiv auf Wunder zu warten, sondern aktiv auf Gottes Führung und Vorsehung zu vertrauen.

Am Ende von Kapitel 2 bleibt Ruth eine bescheidene Sammlerin, und Boas ist nach wie vor ein angesehener Mann. Doch durch die göttliche Vorsehung nimmt ihre Geschichte eine Wendung, die schließlich zur Segenslinie des Messias führt. Wie Gott zu Jesaja spricht:

Jesaja 41:10
„Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“

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