Jonas 1: In der Gegenwart Gottes sein (oder nicht)

Jonas 1: In der Gegenwart Gottes sein (oder nicht)

Jonas 1: In der Gegenwart Gottes sein (oder nicht)

Es ist weitaus besser, dort zu sein, wo Gott uns haben möchte, selbst wenn wir es nicht ganz verstehen. In der Gegenwart des Herrn zu sein bedeutet, in Gottes Gegenwart zu verweilen, ein sicherer und geschützter Ort, auch wenn er uns in eine ungewisse oder unangenehme Lage führen könnte.

Einführung in Jonas 1 und seine Botschaft

Das Buch Jonas beginnt mit einem klaren Auftrag Gottes an den Propheten Jonas: „Steh auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und predige gegen sie; denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen.“ (Jonas 1:2 ). Die Aufgabe erscheint Jonas jedoch unerträglich. Stattdessen entschließt er sich, sich der Anweisung Gottes zu entziehen und nach Tarsis zu fliehen, weit weg „von der Gegenwart des Herrn“ (Jonas 1:3 ).

Der erste Teil des Kapitels betont die Macht Gottes und seine souveräne Kontrolle über das Geschehen. Jonas möchte sich nicht nur physisch von Ninive entfernen, sondern vielmehr von der Gegenwart Gottes selbst. Dieser Fluchtversuch führt jedoch dazu, dass Gott einen Sturm auf das Meer schickt, der Jonas und die anderen Seeleute in ernste Gefahr bringt. Die Seeleute, in ihrer Verzweiflung, versuchen alles, um das Schiff und sich selbst zu retten, doch nichts scheint zu helfen. Schließlich erkennen sie, dass Jonas die Ursache der Probleme ist, und auf seinen Vorschlag hin werfen sie ihn ins Meer. Sobald Jonas im Wasser ist, beruhigt sich das Meer.

Jonas – Prophet mit Zwiespalt

Jonas ist nicht nur im Buch Jonas ein bekannter Prophet, sondern wird auch in 2. Könige 14:23-27 erwähnt. Dort hat Jonas dem König Jerobeam II. eine wichtige Prophezeiung überbracht, die das Wiederherstellen der Grenzen Israels ankündigt. Es wäre eine große Ehre für Jonas, seinem Volk solch gute Nachrichten zu bringen. Doch die Aufgabe, Ninive zur Buße zu rufen – eine Stadt, die zum Erzfeind Israels zählt – widerspricht seinen patriotischen Gefühlen und seiner Abneigung gegenüber den grausamen Assyrern.

Die Assyrer waren für ihre Grausamkeit berüchtigt, und archäologische Texte belegen, dass sie in Kriegen oft extreme Gewalt anwendeten. Man könnte die Aufgabe, nach Ninive zu gehen, mit einem jüdischen Propheten im Nazideutschland vergleichen, der nach Berlin gesandt wird, um den Nazis zur Buße zu rufen. Der Gedanke daran scheint für Jonas unerträglich. Seine Flucht nach Tarsis erscheint daher nur allzu menschlich und verständlich.

Der symbolische Fluchtweg

Jonas‘ Flucht nach Tarsis ist symbolisch bedeutungsvoll: Tarsis war geographisch in die entgegengesetzte Richtung von Ninive gelegen, und Jonas wählte diesen Ort, um möglichst weit von dem Ort wegzukommen, an den ihn Gott entsenden wollte. Dieses Verhalten veranschaulicht die innere Ablehnung, die Jonas empfand, als er mit Gottes Plan konfrontiert wurde. Doch was Jonas nicht bedachte, ist, dass die Gegenwart Gottes ihn auch in seiner Flucht einholen würde.

Während Jonas tief unten im Schiff schläft, trifft eine große und mächtige Sturmflut die See, wodurch das Schiff in Gefahr gerät. Die Seeleute versuchen alles, um die Katastrophe abzuwenden – sie beten zu ihren jeweiligen Göttern und werfen das Schiffsgepäck über Bord. Doch nichts hilft, und schließlich wecken sie Jonas und fordern ihn auf, auch zu seinem Gott zu beten. Der Sturm zwingt die Besatzung, sich mit Jonas‘ Gott auseinanderzusetzen, und letztendlich verstehen sie, dass nur der Gott Israels, der „Herr des Himmels, der das Meer und das Trockene geschaffen hat“ (Jonas 1:9 ), die Situation in der Hand hat.

Die Gegenwart Gottes – unentrinnbar und gnädig

Jonas erkennt schließlich, dass die einzige Lösung darin besteht, sich selbst ins Meer zu werfen. Sobald dies geschieht, beruhigt sich das Meer, und die Seeleute erfahren die Macht Gottes. Trotz seiner Flucht erkennt Jonas Gottes Souveränität an – nicht nur über das Meer und den Sturm, sondern über sein eigenes Schicksal.

Diese Episode zeigt uns, dass es keinen Ort gibt, an dem wir uns vor der Gegenwart Gottes verstecken können. Der Psalmist beschreibt es treffend in Psalm 139:7-10 , wo es heißt, dass selbst die entferntesten Orte uns nicht von Gottes Gegenwart trennen können. Gott ist allgegenwärtig, und wenn er uns zu einem Ort oder einer Aufgabe ruft, dann wird seine Gegenwart uns durch den gesamten Weg hindurch begleiten, auch wenn wir selbst versuchen, diesem Ruf zu entfliehen.

Die Rolle der Buße und Gnade

Jonas fürchtet sich nicht nur vor der Grausamkeit der Assyrer, sondern auch davor, dass Gott ihnen tatsächlich vergeben könnte, wenn sie Buße tun. Tatsächlich kennt Jonas Gott als barmherzig und gnädig, wie später im Kapitel 4 beschrieben wird. Dies ist der eigentliche Kern von Jonas‘ Problem: Die Vorstellung, dass die Feinde Israels Gnade finden könnten, widerspricht seiner Vorstellung von Gerechtigkeit.

Doch der Weg Gottes übersteigt menschliche Erwartungen und nationale Vorurteile. In Matthäus 12:38-41 vergleicht Jesus das Zeichen von Jonas, der drei Tage und drei Nächte im Bauch eines Fisches verbrachte, mit seiner eigenen Auferstehung. Diese Parallele macht deutlich, dass die Vergebung und das Heil Gottes jedem offenstehen, der sich ihm zuwendet – eine Botschaft, die sowohl zu Jonas‘ Zeiten als auch heute von zentraler Bedeutung ist.

Praktische Anwendung: In der Gegenwart Gottes sein

Die Geschichte von Jonas lehrt uns, dass wir den Ort suchen sollten, an den Gott uns ruft, um in seiner Gegenwart zu sein. Gottes Gegenwart ist keine mystische Erfahrung, sondern eine Realität, die wir erfahren, wenn wir dem folgen, was er uns aufträgt. Sei es eine bestimmte Aufgabe, ein Dienst an anderen oder ein Lebensweg – wir sind in Gottes Gegenwart, wenn wir dort sind, wo er uns haben möchte.

Jonas wird von Seeleuten während eines Sturms ins Meer geworfen, Symbol für das Buch Jonas 1 und die Unentrinnbarkeit von Gottes Gegenwart und Auftrag.

Fazit

Die Geschichte von Jonas ist ein kraftvolles Beispiel für die unendliche Gnade und Geduld Gottes. Auch wenn Jonas versuchte, vor seiner Bestimmung davonzulaufen, war Gott da, um ihn zurückzurufen und ihn an den Ort zu führen, an dem er ihn haben wollte. Das Buch Jonas erinnert uns daran, dass Gottes Wege nicht immer unseren eigenen Erwartungen entsprechen, doch es ist immer besser, dort zu sein, wo Gott uns erwartet. Wenn wir in seiner Gegenwart sind, finden wir Frieden und Erfüllung – selbst wenn wir eine Botschaft der Buße und Hoffnung an jene richten, die wir vielleicht als Feinde sehen.

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