Jephté – Glaube, wenn ihn niemand haben will (Hebräer 11)

Jephté – Glaube, wenn ihn niemand haben will (Hebräer 11)

Jephté – Glaube, wenn ihn niemand haben will (Hebräer 11)

Einleitung

Jephté ist eine der am meisten missverstandenen Persönlichkeiten in der Bibel. Viele denken, er habe ein unbedachtes Gelübde abgelegt, das seine einzige Tochter zur Opferung verdammt hätte. Doch dies entspricht nicht der Wahrheit, da der Brief an die Hebräer ihn als Vorbild im Glauben hervorhebt. Das bedeutet, dass er in Gottes Augen auf eine bemerkenswerte Weise geglaubt und gehandelt hat. Daher könnte Jephté uns eine echte Herausforderung im Hinblick auf den Glauben darstellen, insbesondere in Situationen, in denen wir uns allein oder unverstanden fühlen.

Jephté, der Glaubende, den keiner wollte

Warum ist Jephtés Geschichte heute relevant? Im Brief an die Hebräer wird im 11. Kapitel über Menschen gesprochen, die in ihrem Alltag durch ihren Glauben eine außergewöhnliche Haltung gegenüber Gott gezeigt haben. Hebräer 11,32-34 hebt Jephté als einen jener Glaubenshelden hervor:

Hebräer 11:32-34

„Und was soll ich noch sagen? Die Zeit würde mir fehlen, um von Gideon, Barak, Simson, Jephté, David, Samuel und den Propheten zu erzählen. Durch den Glauben haben sie Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen das Maul gestopft, des Feuers Kraft ausgelöscht, dem Schwert entronnen, sind aus Schwachheit stark geworden, sind tapfer im Kampf geworden und haben die Heere der Fremden in die Flucht geschlagen.“

Jephté ist also eine biblische Figur, die durch den Glauben Erstaunliches bewirkte. Doch statt diese Leistungen zu würdigen, ist er oft nur für sein Gelübde bekannt, was ihn fälschlicherweise in einem negativen Licht erscheinen lässt.

Der vermeintlich tragische Schwur

Der Kern von Jephtés Geschichte liegt im Buch der Richter. Während seiner Zeit herrschte in Israel ein ständiges Auf und Ab zwischen Treue und Abkehr von Gott. In dieser schwierigen Zeit riefen die Israeliten zu Gott um Hilfe, woraufhin Gott Jephté als Richter berief, um sein Volk von der Unterdrückung durch die Ammoniter zu befreien.

Richter 11:29-31 beschreibt, wie Jephté mit dem Geist des Herrn erfüllt wurde und versprach:

„Wenn du die Ammoniter in meine Hand gibst, so soll das, was mir bei meiner Rückkehr als Erstes aus dem Haus entgegenkommt, dem Herrn gehören, und ich will es als Brandopfer darbringen.“

Dieses Gelübde führte später dazu, dass seine Tochter, die ihm mit Freuden entgegenkam, dem Herrn geweiht wurde. Doch die genaue Natur dieses Opfers ist häufig missverstanden. In der biblischen Tradition wurde nicht explizit gesagt, dass sie als Brandopfer dargebracht wurde, sondern dass sie in einer besonderen Weihe lebte und nie verheiratet war. Dies war für Jephté eine große Belastung, da sie seine einzige Tochter war und er somit keine Nachkommen haben würde.

Jephtés Glauben im Licht des Neuen Testaments verstehen

Es ist wichtig, Geschichten aus dem Alten Testament im Licht des Neuen Testaments zu betrachten. Jesus und die Apostel haben die Erfüllung und den Geist des Gesetzes gelehrt. Das Neue Testament widerspricht der Vorstellung, dass Gott menschliche Opfer fordert, was auch den Verdacht, Jephté habe ein unbedachtes und grausames Gelübde abgelegt, widerlegt.

Eindeutige Hinweise in der Bibel sprechen dafür, dass Jephté seine Tochter dem Dienst an Gott weihte, ähnlich wie Samuel oder andere geweihte Diener im Tempel, und nicht tatsächlich opferte. Das Wort „Brandopfer“ oder „Holocaust“ im hebräischen Text bezieht sich auf das „Hochsteigen“ – was sich auch auf eine Weihe an Gott beziehen kann. Das eigentliche Opfer war seine Vaterschaft und die Zukunft seiner Familie, was im Licht seiner Hingabe und Glaubenstiefe verstanden werden kann.

Die schwierige Zeit der Richter

Die Epoche der Richter war geprägt von einem ständigen Wechsel zwischen Glaube und Abfall. Nach dem Tod Josuas und vor der Einsetzung der Könige wurde Israel oft von Nachbarvölkern unterdrückt. Die Israeliten neigten dazu, sich mit den heidnischen Kulturen zu vermischen und in die Anbetung von Götzen abzugleiten. Immer wieder führte dies zu schweren Prüfungen. Doch wenn das Volk Gottes schließlich zu ihm zurückkehrte, rief er einzelne Personen – wie Jephté – zur Führung und Rettung.

Jephté wurde von den Ältesten um Hilfe gebeten, als die Ammoniter Israel bedrohten. Doch er hatte Bedingungen, er wollte nicht nur als Kriegsführer, sondern als Leiter des Volkes anerkannt werden. Dies zeugt davon, dass Jephté nicht aus Rache für seine Verstoßung handelte, sondern dass er sich darauf verließ, dass seine Führung im Einklang mit Gottes Willen geschah.

Glaube im Angesicht des Widerstands

Jephté wird oft als Außenseiter dargestellt, der von seiner eigenen Familie und den Israeliten abgelehnt wurde. Im Richterbuch wird beschrieben, dass seine Brüder ihn verstoßen hatten, da er Sohn einer anderen Frau war. Doch seine Weisheit und sein Vertrauen in Gott kommen in seiner Diplomatie und seinem tiefen Geschichtsbewusstsein zum Ausdruck, als er versucht, die Feindseligkeiten diplomatisch zu lösen, bevor er zum Kampf schreitet.

Als seine eigene Familie ihn als Verbündeten ablehnte und sogar seine eigenen Stammesgenossen gegen ihn waren, verließ sich Jephté vollkommen auf Gott. Diese Hingabe machte ihn zu einem einzigartigen Glaubensvorbild in einer Zeit der Ablehnung und Gottlosigkeit.

Die Bedeutung für uns heute

Was können wir aus Jephtés Geschichte im Jahr 2024 lernen? Seine Geschichte fordert uns heraus, unseren Glauben auch dann standhaft zu leben, wenn unser Umfeld entgegengesetzt reagiert. Wenn wir in Situationen geraten, in denen andere die Prinzipien des Glaubens ablehnen, wie steht es dann um unsere Entschlossenheit? Jephté zeigt uns, dass der Glaube eine Haltung der Hingabe ist, selbst wenn er uns etwas kostet.

Sein Beispiel erinnert uns daran, dass Glauben und Hingabe nicht nur eine Ergänzung zu unserem Leben sind, sondern uns tatsächlich verändern und prägen sollten. Seine Geschichte stellt die Frage, ob unser Glaubensleben fest verwurzelt ist, oder ob es sich nur anpasst, um nicht anzuecken.

Das Bild zeigt Jephté als biblischen Richter, einen starken, ernsten Mann in traditionellen Kleidern, der umgeben von einer dämmerigen Landschaft in ruhiger, nachdenklicher Haltung steht. Im Hintergrund sind symbollisch Berge dargestellt, die das Exil und seine isolierte Lage symbolisieren. Im Vordergrund zeigt sich eine kleine Flamme oder Licht, die seine unerschütterliche Glaubensstärke trotz aller Hindernisse darstellen soll.

Schlussgedanken

Jephtés Glaube wird uns als Vorbild gegeben, weil er zeigt, was es bedeutet, an Gott festzuhalten, auch wenn sich alles dagegen zu stellen scheint. Statt an den äußeren Umständen zu zerbrechen, erwies sich Jephté als standhaft, entschlossen und bereit, die Konsequenzen seines Glaubens zu tragen. Mögen wir von ihm lernen und den Mut haben, unseren Glauben in jeder Lebenssituation authentisch zu leben.

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