Hebräer 11:31 – Ist man prädestiniert für den lebendigen Glauben an Gott?
Hebräer 11:31 – Ist man prädestiniert für den lebendigen Glauben an Gott?
Zusammenfassung: „Du hast den Glauben.“
Wie oft habe ich diesen Satz gehört, um eine Diskussion über Gott abzuschließen. Es ist, als gäbe es solche, die für den Glauben „auserwählt“ und solche, die „ausgenommen“ sind. Doch der heutige Text zeigt das Gegenteil. Unsere „Heldin“ war eine Fremde, eine Prostituierte, eine Verräterin und Lügnerin, die kein einziges Gebot Gottes kannte. Aber das wenige, was sie von Gott wahrgenommen hatte, veranlasste sie zu glauben und zu handeln – und sie ging in die Geschichte ein.
Ist man prädestiniert für den lebendigen Glauben an Gott?
Diskussion über den Glauben ausweichen
Wir alle haben es schon einmal gehört: „Du hast den Glauben!“ – eine Aussage, die eine Diskussion abrupt beendet. Doch tatsächlich hat jeder Mensch Glauben. In der Tat ist der Glaube eine universelle menschliche Eigenschaft. Allerdings ist die entscheidende Frage: Worauf oder auf wen richtet sich dieser Glaube?
Worum geht es eigentlich?
Wenn unsere Freunde sagen: „Du hast den Glauben!“, sprechen sie oft über verschiedene Aspekte gleichzeitig an. Sie könnten meinen: „Du hast einen spirituellen Glauben!“ oder „Du hast den christlichen Glauben!“ Gleichzeitig versteckt sich darin oft die Vorstellung, dass sie selbst, da sie diesen Glauben nicht haben, von weiteren Gesprächen über Gott „befreit“ sind. Sie könnten denken, dass es sie nicht betrifft, weil es um eine spezifische Kultur oder Spiritualität geht, der sie nicht angehören. Doch ist diese Sichtweise wirklich gerechtfertigt?
Heute werfen wir einen Blick auf die spannende Geschichte einer Person, die „außenstehend“ war und dennoch den lebendigen Glauben an Gott entwickelte.
Sie hatte alles gegen sich
Unsere Heldin Rahab gehörte nicht zum Volk Israel, sondern zu einer Nation, die als Feind Israels galt. Sie war Prostituierte, Verräterin, Lügnerin und eine der wenigen Frauen, die in der Genealogie Christi erwähnt wird.
(Matthäus 1:5-6 – „Salmon zeugte Boas mit Rahab; Boas zeugte Obed mit Ruth; Obed zeugte Isai; und Isai zeugte David.“)
Es zeigt uns, dass man nicht „eingeweiht“ sein muss, um im Glauben eine Rolle zu spielen.
Wie kann das sein?
Wie ist das möglich? Das Buch Josua liefert uns Einblicke.
Nationalismus und Gottes „Bevorzugung“?
Manchmal wirkt es, als ob das Alte Testament einseitig auf das Volk Israel fokussiert und andere Nationen „minderwertig“ erscheinen lässt. Doch die Geschichte Rahabs, die wir heute betrachten, zeigt das Gegenteil.
Gottes besondere Betonung auf Israel ist aus drei Gründen erklärbar:
- Gott hat mit den Patriarchen und dem Volk Israel Bündnisse geschlossen.
- Israel soll ein Beispiel für andere Völker sein – ein Volk, das nur durch die Gegenwart des Herrn überleben und siegen kann (5. Mose 7:7 ).
- Der Heilsplan Gottes zur Überwindung der Sünde geschieht durch die Geschichte Israels.
Gott liebt die ganze Menschheit und zeigt dies auch im Alten Testament. Beispiele wie Naaman, der Syrer, und Ruth, die Moabiterin, beweisen dies. Gottes Blick auf die Welt ist seit jeher universal – dies wird besonders in der Geschichte Rahabs deutlich.
Josua 2 – Der Glaubensakt Rahabs
Rahab, eine Prostituierte und Herbergsmutter, bot den israelitischen Spionen Unterschlupf, als sie in Jericho ankamen, um die Stadt auszuspähen. Die Spione fanden in Rahabs Haus Zuflucht, doch der König von Jericho erfuhr davon und forderte ihre Herausgabe. Rahab versteckte die Spione jedoch und behauptete, sie seien bereits fort. Durch diesen Akt des Glaubens stellte sie sich gegen ihr eigenes Volk und setzte ihr Leben aufs Spiel.
Als Rahab die Spione auf dem Dach versteckte, gestand sie ihnen ihre Überzeugung, dass Gott Israel das Land geben würde. Sie hatte von den Wundern gehört, die der Herr für Israel vollbracht hatte, und dies veranlasste sie zu glauben, dass der Gott Israels der wahre Gott sei. Obwohl Rahab keine persönliche Beziehung zu Gott hatte, reichte dieses Wissen aus, um sie dazu zu bringen, ihr Leben für Ihn zu riskieren.
Glaube führt zum Handeln
Rahabs Glaube an Gott bewegte sie dazu, die Spione zu retten und ihrer Familie Sicherheit zu garantieren. Diese Tat veränderte ihr Leben und das ihrer Nachkommen grundlegend, und durch diese Entscheidung trat Rahab in die Geschichte des Volkes Gottes ein. Sie ist im Stammbaum Jesu zu finden und wird sowohl im Hebräerbrief als auch im Jakobusbrief als Beispiel für lebendigen Glauben gewürdigt (Hebräer 11:31 ; Jakobus 2:25 ).
Gottes Universalität im Alten und Neuen Testament
Die Geschichte Rahabs zeigt, dass Gottes Liebe und Gnade nicht auf Israel beschränkt sind. Im Neuen Testament sehen wir dies bestätigt. In Apostelgeschichte 10:34-35 sagt Petrus: „Wahrhaftig, nun begreife ich, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern in jedem Volk ist, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt, ihm angenehm.“ In Galater 3:28-29 erklärt Paulus, dass es in Christus keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Heiden, Sklaven und Freien, Mann und Frau gibt; in Ihm sind alle gleich.
Der Glaube, den Rahab zeigte, war nicht kulturell bedingt, sondern universell und anwendbar für jeden, der bereit ist zu glauben und zu handeln. Ihre Geschichte illustriert, dass es keine „Eintrittsbarrieren“ zum Glauben gibt.
Was lernen wir über uns selbst?
Rahabs Geschichte lehrt uns, unsere Ausreden im Glauben zu überdenken. Oft rechtfertigen wir unser mangelndes Engagement mit Argumenten wie:
- „Ich bin nicht religiös genug.“
- „Ich weiß zu wenig.“
- „Meine Persönlichkeit ist nicht dafür geeignet.“
- „Mein Leben ist zu chaotisch.“
All diese Begründungen werden durch Rahabs Beispiel entkräftet. Sie kannte Gottes Gebote nicht, sie gehörte nicht zum Volk Gottes und dennoch führte ihr kleiner Funken an Wissen über Gott zu einer Tat des Glaubens, die sie und ihre Familie rettete.
Der Glaube, der sichtbar wird
In Rahabs Handeln zeigt sich, dass echter Glaube zum Handeln führt. Jakobus 2:25 bekräftigt dies, indem er erklärt, dass Rahab durch ihre Tat gerechtfertigt wurde. Rahabs Glaube wurde sichtbar, als sie die Spione versteckte und ihnen half, sicher zu entkommen. Der Hebräerbrief hebt diesen Glauben hervor, indem er betont, dass sie durch ihren Glauben nicht mit den Ungläubigen umkam (Hebräer 11:31 ).
Ein Glaube, der das Leben verändert
Auch wenn unser Wissen über Gott noch begrenzt ist, kann dieser Glaube kraftvolle Taten bewirken. Rahab zeigt uns, dass es nicht auf den Umfang des Wissens ankommt, sondern auf die Bereitschaft, das Bekannte in die Tat umzusetzen. Die Kraft des Glaubens zeigt sich im Handeln und hat das Potenzial, das eigene Leben und das anderer zu verändern.
Gottes Gleichbehandlung aller Menschen
Gott ist weder rassistisch, nationalistisch noch sexistisch, wie in Galater 3:28-29 erklärt wird. In Offenbarung 7:9 sehen wir, dass Gottes Volk aus allen Nationen, Stämmen und Sprachen besteht. Gottes Eigenschaften – Allmacht, Liebe, Gerechtigkeit und Gnade – sind miteinander verwoben und handeln stets im Einklang.
Zusammenfassung
Die Geschichte Rahabs ist ein kraftvolles Beispiel dafür, dass Glauben unabhängig von der Herkunft, der sozialen Stellung oder der persönlichen Geschichte möglich ist. Rahab zeigt, dass echter Glaube sich im Handeln ausdrückt. Sie hatte alles gegen sich, und doch rettete sie ihre Familie und wurde zu einer Heldin des Glaubens, deren Geschichte noch heute als Zeugnis dient.
Verwandte Links:
Patrice Berger ,Predigten : Hebräer ; LutherBibel : Hebräer ; Schlachter : Hebräer