Die Offenbarung Kapitel 22: Ein offenes Buch für die Gegenwart

Die Offenbarung Kapitel 22: Ein offenes Buch für die Gegenwart

Die Offenbarung Kapitel 22: Ein offenes Buch für die Gegenwart

Die Offenbarung des Johannes ist für viele Leser ein geheimnisvolles Buch, oft wahrgenommen als schwer verständlich, voller Symbole und Vorhersagen, die nicht leicht zu entschlüsseln sind. Es scheint oft von einer Zukunft zu sprechen, die weit entfernt und mit der Gegenwart nicht direkt verbunden ist. Doch das letzte Kapitel bringt eine klare Botschaft, die zeigt, dass die Offenbarung mehr ist als bloße Zukunftsvisionen. Es erinnert die Leser daran, dass (1) das gesamte Buch einen klaren Zweck verfolgt, (2) es die Wahrheit seines Zeugnisses bestätigt, (3) es Jesus Christus, die zentrale Figur, hervorhebt und (4) die Bedeutung dieser Offenbarung für das Hier und Jetzt unterstreicht. Das letzte Kapitel der Bibel lässt keinen Zweifel daran: Die Offenbarung ist nicht nur eine Botschaft für kommende Zeiten, sondern eine göttliche Botschaft, die uns heute direkt anspricht.

Die Vision der neuen Himmel und der neuen Erde (Offenbarung 22 ,1–5)

Im ersten Teil dieses Kapitels wird das Bild eines neuen Himmels und einer neuen Erde gezeichnet. Obwohl sich einige Motive aus dem vorherigen Kapitel wiederholen, wie etwa das Ende der Nacht und das göttliche Licht, das die Menschen erleuchtet, wird das zentrale Motiv in diesem Abschnitt wiederholt hervorgehoben: „der Thron Gottes und des Lammes“ (Verse 1 und 3). Dieser Thron bildet das Zentrum der Vision; aus ihm fließt der Fluss des Wassers des Lebens, und an seinen Ufern steht der Baum des Lebens. Diese Bilder sind eng mit verschiedenen alttestamentlichen Visionen verbunden:

  • Der Baum des Lebens erinnert an die Schöpfungsgeschichte in Genesis 2 und 3.
  • Der Fluss, der vom Thron ausgeht, spiegelt das große Wasser wider, das in Hesekiel 47 beschrieben wird, wo er von Bäumen mit heilenden Eigenschaften umgeben ist.
  • Die Aussage „sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Vers 5) erinnert an Daniel 7 ,27, ein weiteres apokalyptisches Werk.

All diese Bilder betonen die zentrale Stellung des Thrones Gottes und des Lammes in der neuen Schöpfung. Die Gläubigen werden schließlich die unvermittelte Gegenwart Gottes genießen. Während im Alten Testament nur einige wenige, wie Mose und Jesaja, Gottes Gesicht teilweise sehen durften, wird in der neuen Schöpfung jeder Gläubige Gottes Angesicht sehen können, ohne Schleier oder Sünde. Diese Vision verspricht die ultimative Vollkommenheit und die ungehinderte Gemeinschaft mit Gott.

Die Offenbarung: Ein bestätigtes Zeugnis (Offenbarung 22 ,6–11)

In diesem Abschnitt gibt es mehrere Zeugen, die die Wahrheit des Buches bestätigen. Vers 6 nennt „den Herrn, den Gott der Geister der Propheten“, während Vers 8 auf Johannes als Augen- und Ohrenzeuge verweist und Vers 9 den Engel als zusätzlichen Zeugen anführt. In der Apokalypse wird betont, dass nur Gott allein der wahre Empfänger der Anbetung ist – ein Thema, das bereits in Offenbarung 19 ,10 aufgegriffen wurde.

Die Offenbarung unterscheidet sich von anderen apokalyptischen Texten, wie dem Buch Daniel, das versiegelt wurde, bis die Zeit erfüllt sei (Daniel 12 ,4). Johannes hingegen wird beauftragt, sein Buch offen zu lassen: „Versiegle nicht die Worte der Weissagung dieses Buches! Denn die Zeit ist nahe.“ (Vers 10). Während Daniel ein verschlossenes Buch erhielt, wird die Offenbarung als offenes Buch dargestellt, das für die Menschen der damaligen Zeit sofortige Bedeutung hatte. Das bedeutet, dass die Offenbarung sich nicht nur auf zukünftige Ereignisse bezieht, sondern insbesondere die damalige Gemeinde im ersten Jahrhundert anspricht.

Vers 11 scheint eine harte Botschaft zu enthalten, indem er feststellt, dass die Ungerechten und Befleckten weiterhin in ihrem Zustand bleiben werden. Diese Worte heben die Unfähigkeit des Menschen hervor, sich ohne göttliche Gnade zu Gott zu wenden. Sie erinnern an Jesu Aussage, dass niemand zu ihm kommen kann, wenn der Vater ihn nicht zieht (Johannes 6 ,44).

Christus als Mittelpunkt der Offenbarung (Offenbarung 22 ,12–16)

In diesen Versen spricht Jesus selbst und bestätigt das Zeugnis, das Johannes in der Offenbarung gegeben hat. Er versichert, dass er bald kommen wird (Vers 12), und identifiziert sich als derjenige, der von Anfang an da war und auch das Ende sein wird – „der Anfang und das Ende“ (Vers 13). Diese Titel spiegeln die Offenbarung des Vaters in Offenbarung 1 ,8 wider und zeigen Jesu volle Göttlichkeit.

Die Verse 14 und 15 betonen eine zentrale Wahrheit: Es gibt zwei Arten von Menschen – diejenigen, die ihre Kleider gewaschen haben und Zugang zum Baum des Lebens erhalten, und diejenigen, die außerhalb der Stadt bleiben, wie in den Schilderungen über die „Bewohner der Erde“ oder die „Mit dem Malzeichen des Tieres“ Gezeichneten. Diese Gegenüberstellung unterstreicht die Wichtigkeit der Entscheidung für oder gegen Gott.

Die Darstellung zeigt eine himmlische Stadt, die das Neue Jerusalem symbolisiert, mit einem Fluss klaren Wassers, der vom Thron Gottes und des Lammes aus fließt. Der Fluss wird von einem Baum des Lebens umrahmt, der Früchte trägt. Die Szene wird von einem strahlenden Licht erhellt, ohne dass es Nacht gibt. Die Menschen in der Stadt wirken friedlich und vereint, da sie sich in der unmittelbaren Gegenwart Gottes befinden. Die Atmosphäre ist heilig und voller Licht, was die himmlische und ewige Natur dieser neuen Schöpfung unterstreicht.

Ein relevanter Aufruf für heute (Offenbarung 22 ,17–21)

Der abschließende Abschnitt enthält einen zweifachen Aufruf. Der erste richtet sich an Jesus, den der Geist und die Braut, die Gemeinde, bitten zu kommen. Der zweite Aufruf geht an „den, der dürstet“, eine Einladung, von dem Wasser des Lebens zu trinken, ohne Kosten. Das Buch endet mit einer Warnung, dass die Worte dieser Prophezeiung weder hinzugefügt noch weggelassen werden dürfen – eine Erinnerung an die Heiligkeit und Unantastbarkeit der göttlichen Offenbarung.

Das Buch endet mit einem Gebet: „Amen, komm, Herr Jesus!“ Es ist der sehnsüchtige Ruf nach der Wiederkunft Christi, die den endgültigen Triumph Gottes und das Ende allen Leidens bringen wird.

Schlussfolgerung: Die Bedeutung der Offenbarung für uns heute

Die Offenbarung mag mysteriös erscheinen, doch ihre Botschaft ist klar und relevant. Sie wurde ursprünglich an die Gläubigen des ersten Jahrhunderts gerichtet und ermutigte sie, angesichts intensiver Verfolgungen und Bedrängnisse standhaft zu bleiben. Die Offenbarung zeigt uns die zentrale Stellung Jesu Christi und erinnert uns daran, dass Gottes Plan bereits festgelegt ist und sich erfüllen wird. Die Gläubigen werden ermutigt, auf die endgültige Erlösung zu hoffen und in der heutigen Zeit in der Gemeinschaft mit Gott zu leben.

Dieses Buch ist nicht dazu gedacht, die Neugier zu befriedigen oder über die Zukunft zu spekulieren. Vielmehr fordert es uns heraus, unser Leben nach Gottes Willen auszurichten, und erinnert uns daran, dass Gott nahe ist und dass sein Reich kommt. Mögen wir den Geist der Offenbarung in unserem Alltag umarmen und ein Leben führen, das Gottes Gnade und Herrlichkeit widerspiegelt.

Prediger : Pierre Constant ; Bibelstudium: Die Offenbarung