Die Offenbarung #9: Das Buch, die Stadt und die beiden Zeugen der Apokalypse (Kapitel 10-11)

Die Offenbarung #9: Das Buch, die Stadt und die beiden Zeugen der Apokalypse (Kapitel 10-11)

Die Offenbarung #9: Das Buch, die Stadt und die zwei Zeugen der Apokalypse (Kapitel 10–11)

Zusammenfassung

In den Kapiteln 10 und 11 der Offenbarung gibt es zwei zentrale Themen: Zuerst erscheint ein Engel mit einem geöffneten kleinen Buch, das Johannes befohlen wird zu essen (Offenbarung 10 ), gefolgt von der Vision der heiligen Stadt und den zwei Zeugen (Offenbarung 11:1-14 ). Danach ertönt die siebte Posaune (Offenbarung 11:15-19 ). Diese Kapitel sind von dichterem und schwerer verständlichem Symbolismus geprägt. Dennoch lassen sich einige Zusammenhänge erkennen, besonders wenn man diese Symbole mit apokalyptischen Texten des Alten Testaments vergleicht.

Die Sieben Siegel und Posaunen

Bei der Betrachtung der sieben Posaunen ist ein ähnliches Muster erkennbar, wie es bereits bei den sieben Siegeln der Fall war: beide folgen einer 4+3 Struktur, wobei die ersten vier Posaunen nacheinander und in schneller Abfolge erscheinen, während die letzten drei in eine komplexere Erzählung übergehen. Dieses Muster geht sogar weiter, zu einer Sequenz von 4 + 2 + [Intermezzo] + 1, wobei das Intermezzo zwischen der sechsten und siebten Posaune eine Perspektivverschiebung darstellt. Die ersten vier Posaunen werden in Offenbarung 8:7-12 beschrieben, während die fünfte und sechste in Offenbarung 9 (Verse 1-12 und 13-21) behandelt werden. Im Intermezzo der Kapitel 10–12 verlagert sich die Perspektive auf die himmlische Ebene, und der Fokus liegt auf dem Volk Gottes.

In diesem Intermezzo erleben wir eine deutliche Abweichung vom sonstigen Handlungsverlauf, ohne dass die Erzählung tatsächlich pausiert wird. Der Begriff «Intermezzo» verweist hier also nicht auf eine Pause im zeitlichen Ablauf, sondern vielmehr auf eine Unterbrechung in der Erzählperspektive, die uns an einen anderen Schauplatz, wie zum Beispiel den Himmel, führt.

Der kleine geöffnete Buch (Offenbarung 10 )

Die Vision des Engels und des Buches teilt sich in zwei Teile. Der mächtige Engel, der hier beschrieben wird, kommt vom Himmel und hat ein beeindruckendes Erscheinungsbild. Manche interpretieren seine Beschreibung als Hinweis auf Jesus, doch die meisten Kommentatoren sehen hier lediglich einen Engel. Auffällig sind seine Attribute: mit einer Wolke bekleidet, ein Regenbogen über seinem Haupt, sein Gesicht wie die Sonne und seine Beine wie Feuersäulen. In seiner rechten Hand hält er ein kleines Buch, das bereits geöffnet ist. Diese Symbolik erinnert an Hesekiel 2:8 –3:5, wo der Prophet ebenfalls dazu aufgefordert wird, eine Schriftrolle zu essen, die zuerst süß wie Honig schmeckt, später jedoch Bitterkeit verursacht.

Die Bedeutung des Aktes

Das Buch steht für die göttliche Botschaft, die Johannes weitergeben soll, ähnlich wie Hesekiel Gottes Worte verinnerlichen musste, um sie als Prophet zu verkünden. Die Bedeutung dieses Akts wird durch den Auftrag, den Johannes erhält, hervorgehoben: Er soll die Worte Gottes „essen“ und so die prophetische Botschaft verinnerlichen, die er den Völkern verkünden wird.

Die Bedeutung des Engels

Der Engel stellt sich mit einem Bein auf das Meer und mit dem anderen auf das Land, was auf Gottes Herrschaft über die gesamte Schöpfung hindeutet. Der Engel deutet damit an, dass alle Dinge, ob im Himmel oder auf der Erde, unter der Autorität Gottes stehen.

Die Heilige Stadt und die zwei Zeugen (Offenbarung 11:1-14 )

Ein mächtiger Engel mit einem offenen Buch steht mit einem Fuß auf dem Meer und dem anderen auf dem Land. Der Engel hat einen strahlenden Gesichtsausdruck und trägt einen Regenbogen über seinem Kopf, während seine Beine wie Feuersäulen erscheinen. Im Hintergrund ist eine Stadt unter düsteren, bedrohlichen Wolken zu sehen, was die apokalyptische Atmosphäre verstärkt. Neben dem Engel stehen zwei Zeugen in sackartigen Gewändern, die das Volk Gottes repräsentieren, das in Offenbarung Kapitel 10 und 11 dargestellt wird. Das Bild fängt die mystische und symbolische Natur der biblischen Offenbarung ein und vermittelt die spirituelle Bedeutung dieser Visionen.

In Kapitel 11 beauftragt Gott Johannes, den Tempel und die Anbeter zu vermessen. Diese Handlung verweist symbolisch auf den Schutz und die Zugehörigkeit des Volkes Gottes. Während einige Gelehrte diesen Tempel als eine reale Struktur sehen, legt der Text nahe, dass es sich um ein symbolisches Bild für das Volk Gottes handelt, wie es auch im Alten Testament bei Hesekiel 40 und Sacharja 2 vorkommt.

Der Tempel und der äußere Hof

In dieser Vision steht der Tempel als Symbol für die Gegenwart Gottes bei seinem Volk. Der äußere Hof wird jedoch den Nationen überlassen, die ihn für 42 Monate zertreten. Diese Zahl, die oft als 1.260 Tage oder als „eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ angegeben wird, entspricht drei Jahren und sechs Monaten und symbolisiert eine kurze, aber bedeutsame Zeitspanne.

Die zwei Zeugen

Die Identität der zwei Zeugen, die in Sackgewänder gehüllt auftreten und 1.260 Tage lang prophetisch wirken, ist ein zentrales Thema in Kapitel 11. Diese Zeugen stehen symbolisch für das Volk Gottes, das in der Endzeit Gottes Botschaft verkünden und sich gegen gottfeindliche Mächte behaupten soll. Der Text beschreibt sie als „die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter“ vor dem Herrn (Vers 4), was auf Sacharja 4 zurückgeht, wo zwei Ölbäume für die von Gott erwählten Führer Israels stehen. Der Text deutet darauf hin, dass die zwei Zeugen von Gott beschützt werden und ihre prophetische Aufgabe ungestört ausführen können, bis die „Bestie aus dem Abgrund“ sie überwältigt. Die Wiedererweckung der Zeugen nach drei Tagen und die anschließende Aufnahme in den Himmel symbolisieren die Erhöhung und die letztendliche Rechtfertigung des Volkes Gottes.

Die Siebte Posaune (Offenbarung 11:15-19 )

Die siebte Posaune bringt eine mächtige Verkündung im Himmel: Die Herrschaft über die Welt gehört nun Gott und seinem Messias. Hier finden wir Bilder vom Tempel Gottes und der Bundeslade, die in ihrer Bedeutung an die himmlische Herrlichkeit und Gottes Bundestreue erinnern. Die Szene endet mit einer Vision von Donner, Blitzen und einem Erdbeben, die auf das göttliche Gericht hinweisen.

Fazit

Kapitel 10 und 11 der Offenbarung bieten ein komplexes und symbolreiches Bild von Gottes Wirken und dem Schicksal seines Volkes. Im Mittelpunkt steht die Botschaft, dass trotz der Bedrohungen und Leiden Gottes Reich sich letztlich durchsetzen wird und die Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit und zur Erfüllung ihrer Berufung führt. Die letzte Posaune steht dabei als Symbol für den endgültigen Sieg Gottes, und die darauffolgenden Kapitel vertiefen die Thematik durch weitere Visionen und Offenbarungen.

Prediger Pierre Constant ; Bibelstudium: Die Offenbarung