Der Wert des Glaubens hängt nicht von der Erhörung ab (Hebräer 11)
Der Wert des Glaubens hängt nicht von der Erhörung ab (Hebräer 11)
Zusammenfassung: Wenn ein „Heilungsgebet“ nicht zu wirken scheint, neigen einige dazu, der betroffenen Person die Schuld zu geben, indem sie behaupten, ihr fehle der Glaube. Doch solche Aussagen übersehen die Botschaft am Ende von Kapitel 11 im Hebräerbrief, die uns eine tiefere Perspektive auf Glauben lehrt.
Der Wert des Glaubens hängt nicht von der Erhörung ab
Oft glauben Menschen, dass der Glaube seinen Wert nur durch sichtbare Ergebnisse wie Heilungen oder andere Erhörungen bestätigt. Doch im Hebräerbrief 11 sehen wir, dass der wahre Wert des Glaubens nicht daran gemessen wird, ob unsere Wünsche erfüllt werden. Es ist vielmehr der unerschütterliche Blick auf Gott und seine Verheißungen, der den Glauben wertvoll macht, unabhängig davon, ob wir zu unseren Lebzeiten eine Erhörung erfahren oder nicht.
Nach einer intensiven Beschäftigung mit den Geschichten altbiblischer Glaubenshelden möchte ich nun gemeinsam mit Ihnen das Kapitel abschließen, um zwei wichtige Aspekte des Glaubens hervorzuheben: der Glaube angesichts von Verfolgung und der Glaube unabhängig von sichtbaren Ergebnissen.
Glauben in Zeiten der Verfolgung bewahren
Die Herausforderung der ersten Leser
Die frühen Christen, an die der Hebräerbrief gerichtet ist, standen einer massiven Verfolgung gegenüber. Sie litten nicht nur unter physischer Gewalt, sondern auch unter sozialer Ausgrenzung, dem Verlust von Arbeit, Familie und Heimat sowie dem Ausschluss von Erbschaften, was viele in existenzielle Not stürzte. Für einige war die Versuchung groß, zum Judentum zurückzukehren, um ihre alte Stabilität wiederzufinden.
Glaubensvorbilder, die standhaft blieben
Der Autor des Hebräerbriefs erinnert die Leser daran, dass die großen Gestalten des Glaubens – die Helden der Hebräer und Juden – auch in Zeiten schwerster Anfechtungen standhaft geblieben sind. Diese Beispiele sollten den damaligen Gläubigen Mut machen, ihren Glauben nicht aufzugeben und trotz des erlebten Drucks an Christus festzuhalten.
Bedeutung für heutige Gläubige
Auch heute ist die Botschaft relevant. Ob durch offene Verfolgung oder subtile gesellschaftliche, familiäre oder berufliche Spannungen – Christen auf der ganzen Welt erleben Herausforderungen im Glauben. Manche werden wegen ihres Glaubens an Jesus direkt verfolgt, andere erfahren Druck im Alltag, etwa in Form stillschweigender Ausgrenzung oder Benachteiligung. Der Hebräerbrief zeigt, dass der wahre Wert des Glaubens gerade dann offenbar wird, wenn man trotz Anfeindungen und Enttäuschungen an Christus festhält.
Gottes Handeln: Manchmal sichtbar, manchmal verborgen
Gott greift auf verschiedene Weise ein
Der Text in Hebräer 11 verdeutlicht, dass Gott manchmal in beeindruckender Weise eingreift und Menschen mit übernatürlichen Erhörungen beschenkt. Manchmal erleben Gläubige wunderbare Heilungen oder spektakuläre Errettungen, wie die altbiblischen Helden, die durch den Glauben Königreiche besiegten oder dem Tod entkamen. Doch ebenso oft blieb der sichtbare Sieg aus, und Gläubige mussten die Härten des Lebens ohne ein erkennbares Eingreifen Gottes aushalten.
Glaube, auch ohne sichtbare Erhörung
Der zweite zentrale Gedanke, den der Autor des Hebräerbriefs unterstreicht, ist, dass viele Gläubige, trotz ihres starken Glaubens, keine Befreiung oder Erhörung erfahren haben. Diese Menschen hielten dennoch an ihrem Vertrauen fest, weil ihr Blick nicht auf die sofortige Erhörung gerichtet war, sondern auf Gott und seine ewigen Verheißungen.
Im Text wird deutlich, dass Menschen wie die Propheten Daniel und seine Gefährten (Daniel 6 ,23 und 3,13–30) oder David, der vor Saul fliehen musste, ihren Glauben nicht vom Erfolg abhängig machten. Auch wenn sie durch harte Prüfungen gingen, vertrauten sie darauf, dass Gott ihre wahre Hoffnung war.
Das ultimative Ziel: Ewige Hoffnung und das kommende Reich Gottes
Eine bessere Auferstehung und die himmlische Hoffnung
Der Hebräerbrief spricht auch von einer „besseren Auferstehung“ – dem ewigen Leben, das nach der Rückkehr Christi erlangt wird. Im Gegensatz zu temporären Erweckungen, wie die der Witwe von Sarepta und die des Kindes der Schunemiterin, erwartet die Gläubigen eine ewige Auferstehung. Diese Verheißung tröstet besonders diejenigen, die durch Folter, Schmach und Entbehrung gegangen sind und eine Erlösung, wie sie die irdische Welt nicht bieten kann, anstreben.
Die Tiefe des Glaubens zeigt sich in seiner Beständigkeit, nicht in seiner Belohnung
Ein Glaube, der keine sichtbare Belohnung fordert
Glauben bedeutet nicht, Gott zu befehlen, uns zu heilen oder unser Leben zu bessern. Die Tiefe des Glaubens bemisst sich nicht an dem, was wir erhalten, sondern an der Beständigkeit, mit der wir an Gott festhalten. Der Apostel Paulus beispielsweise war einer der gläubigsten Menschen und erfuhr große Wunder und Errettungen. Doch selbst er wurde nicht von seinem körperlichen Leiden geheilt, obwohl er Gott mehrfach darum bat. Stattdessen erhielt er die Antwort: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollendet.“ (2 Korinther 12 ,8-9).
Der Wert des Glaubens: Unabhängig von Heilungen und Wunder
Jede Heilung, die Gott schenkt, ist ein Ausdruck seiner Gnade, aber sie ist nicht automatisch die Folge eines starken Glaubens. Heilungen und Wunder sind in erster Linie Ausdruck der Gnade und Souveränität Gottes. Auch wenn der Glaube groß ist, ist es letztlich Gott, der entscheidet, wann und wie er eingreift. Der wahre Wert des Glaubens liegt in der Hingabe an Gott, selbst wenn die Erhörung nicht sichtbar ist.
Ein Leben orientiert an Christus und seinem Reich
Blick auf das ewige Reich Gottes
Die Geschichten im Hebräerbrief zeigen uns Gläubige, die ihr Leben nicht auf irdische Belohnungen oder sichtbare Erhörungen fokussierten, sondern auf das kommende Reich Gottes. Diese Haltung, die sich nicht an momentanen Erfolgen orientiert, sondern an den ewigen Verheißungen Gottes, inspiriert uns, ebenfalls einen überzeitlichen Blick auf unser Leben und unsere Ziele zu entwickeln. Der wahre Glaube blickt über die aktuellen Umstände hinaus auf Jesus und sein Reich.

Eine bekennende und sichtbare Glaubenshaltung
Kapitel 11 des Hebräerbriefs fordert uns heraus, eine sichtbare und authentische Glaubenshaltung einzunehmen. Die „große Wolke der Zeugen“ – die Gläubigen aus vergangenen Zeiten, die trotz schwerster Anfechtungen standhaft blieben – fordert uns auf, unseren Glauben mutig und konsequent zu leben. Wenn wir wie diese Zeugen leben, wird unser Leben selbst zu einem Zeugnis der Liebe und Treue Gottes.
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