Das Tausendjährige Reich – Kapitel 20 der Offenbarung

Das Tausendjährige Reich – Kapitel 20 der Offenbarung

Das Tausendjährige Reich – Kapitel 20 der Offenbarung

Überblick und Einführung

Im Laufe unserer Betrachtungen haben wir festgestellt, dass evangelikale Christen unterschiedliche Ansichten zur Auslegung des Buches der Offenbarung haben. Grob lassen sich vier interpretative Ansätze unterscheiden, die sich nicht nur auf die Offenbarung, sondern auf die gesamte apokalyptische Literatur der Bibel beziehen. Diese Literatur umfasst unter anderem die Bücher Daniel, Sacharja und bestimmte Abschnitte in Jesaja und Hesekiel. Die vier Hauptrichtungen sind die präteristische, die historische, die futuristische und die idealistische Auslegung.

Diese Ansätze prägen verschiedene Denkschulen über Prophetie, die das gesamte Offenbarungswerk der Bibel oft in Zeit- oder Epochenrahmen unterteilen. Während sie sich über den allgemeinen Verlauf von der Schöpfung bis zur Neuschöpfung einig sind, differenzieren sie sich in der spezifischen Unterteilung der Geschichte der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk.

Um die Bedeutung von Offenbarung 20 vollständig zu erfassen, betrachten wir kurz diese verschiedenen Denkschulen und ihre Sicht auf das sogenannte „Millennium“ – das tausendjährige Reich – das in den Versen Offenbarung 20:1-10 beschrieben wird.

A. Überblick über die verschiedenen Denkschulen zur Eschatologie

1. Der dispensationalistische Prämillennialismus

Der dispensationalistische Prämillennialismus begann als vollständiges System um 1830 und wurde von Figuren wie James Nelson Darby und C.I. Scofield populär gemacht. Er geht davon aus, dass das tausendjährige Reich im Anschluss an die Rückkehr Jesu stattfindet und oft wörtlich als tatsächliche tausendjährige Herrschaft verstanden wird. Der Ansatz teilt die Heilsgeschichte in mehrere „Haushaltungen“ oder Dispensation ein, die mit dem Versagen des Menschen und einem Gericht Gottes enden.

Vorzüge und Kritik:

  • Strukturiert und sequentiell betont er den Übergang vom Alten zum Neuen Testament.
  • Ihm wird jedoch vorgeworfen, die Schrift übermäßig zu zerteilen und das Werk Christi und die Kirche als „Plan B“ zu betrachten.
2. Der historische Prämillennialismus

Der historische Prämillennialismus bestand bereits vor dem Dispensationalismus und nimmt an, dass Jesus vor dem tausendjährigen Reich zurückkehrt. Anders als der dispensationalistische Ansatz verzichtet er auf eine übermäßige Strukturierung. Auch er geht von zwei Auferstehungen aus: zuerst der Gläubigen vor dem tausendjährigen Reich und dann der Rebellen am Ende.

3. Der Postmillennialismus

Der Postmillennialismus sieht das Millennium als eine allmähliche Phase, die sich während der Ära der Kirche entfaltet. Die positive Einflussnahme der Kirche auf die Welt bereitet den Weg für das Reich Gottes und damit den endgültigen, triumphalen Abschluss durch die Rückkehr Christi. Dieser Ansatz, vor allem im späten 19. Jahrhundert beliebt, sieht die Kirche in einem optimistischen Licht und setzt voraus, dass sie die Welt mit zunehmendem Fortschritt auf das Reich Gottes vorbereitet.

4. Der Amillennialismus

Der Amillennialismus glaubt nicht an ein wörtliches, tausendjähriges Reich auf der Erde, sondern interpretiert diese Zeitperiode als die gesamte Kirchenzeit, in der Christus geistlich auf der Erde herrscht. Das Millennium ist somit keine getrennte Zeitphase, sondern ein Symbol für die spirituelle Herrschaft Jesu über seine Gläubigen und die Welt.

B. Überblick über Offenbarung 20

Das Kapitel lässt sich in vier Abschnitte unterteilen:

  1. Die Bindung Satans für tausend Jahre (Verse 1-3): Der Text legt Wert auf die Bindung Satans und weist darauf hin, dass dies eine vorübergehende Maßnahme ist. Die meisten Interpretationen gehen entweder von einer wörtlichen (dispensationalistische Sicht) oder einer symbolischen (amillennialistische Sicht) Deutung dieser tausend Jahre aus.
  2. Das tausendjährige Reich und das Gericht (Verse 4-6): Hier werden diejenigen beschrieben, die aufgrund ihres Zeugnisses für Jesus und der Treue zu Gottes Wort geköpft wurden. Sie sind Teil der ersten Auferstehung und dienen Gott und Christus als Priester.
  3. Die endgültige Freilassung und Niederlage Satans (Verse 7-10): Nach Ablauf der tausend Jahre wird Satan freigelassen, um ein letztes Mal die Nationen zu verführen. Der finale Kampf endet mit seiner endgültigen Niederlage und Bestrafung.
  4. Das Jüngste Gericht (Verse 11-15): Der „große weiße Thron“ symbolisiert das letzte Gericht, bei dem alle Menschen aufgrund ihrer Werke beurteilt werden.

Die Darstellung von Gog und Magog symbolisiert das Böse in der Welt, das noch einmal versucht, Gottes Volk anzugreifen. Doch das Feuer Gottes vernichtet sie, und Satan wird endgültig in den Feuersee geworfen.

In 1. <a href='https://ab-renens.ch/online-bible-luther/?book=43&chapter=3'>Johannes 3:2-3 </a> werden wir zur Heiligung aufgerufen.
In 2. Petrus 3:11 wird die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde betont.
Der Amillennialismus deutet diese Vision nicht als ein physisches, irdisches Reich, sondern als Symbol der gesamten Ära der Kirche. Der letzte Abschnitt von Kapitel 20 zeigt deutlich das Bild vom „weißen Thron“ des Gerichts, wo alle Menschen für ihre Taten Rechenschaft ablegen müssen.

Das Endziel der Offenbarung und der gesamten apokalyptischen Botschaft ist daher nicht das Entfachen von Angst, sondern die Ermutigung, sich auf das kommende Reich Gottes zu freuen und danach zu leben.

C. Schlussfolgerung und Bedeutung

Das Buch der Offenbarung soll dem Volk Gottes Trost und Hoffnung geben. Es zeigt, dass das Endgericht und die gerechte Vergeltung für die Menschen unausweichlich sind, aber es unterstreicht auch die Gnade, die durch den Opfertod Jesu Christi möglich wurde. Die Hoffnung des Gläubigen liegt nicht in einem wörtlichen tausendjährigen Reich, sondern in der Neuen Schöpfung und der Neuen Erde, auf der Gott ewig mit seinem Volk wohnen wird.

Prediger : Pierre Constant ; Bibelstudium: Die Offenbarung