Apostelgeschichte #8: Dienst und Verantwortung in der Gemeinde
Apostelgeschichte #8: Dienst und Verantwortung in der Gemeinde
Zusammenfassung:
In Apostelgeschichte 6 steht die junge Gemeinde vor einer Herausforderung: die Gefahr, dass innere Spannungen die Verbreitung des Evangeliums behindern könnten. Das Gemeindewachstum und kulturelle Unterschiede führten zu Spannungen bei der sozialen Hilfe, was das Risiko in sich trug, die Gemeinde zu spalten oder sie von ihrem Kernauftrag abzulenken. Die Gemeinde entschied sich daher, vertrauenswürdige Helfer zur Überwachung dieser sozialen Dienste zu bestimmen. Diese Helfer, oft als „Prototypen“ der Diakone angesehen, repräsentieren eine Struktur, die bis heute in vielen Kirchen weiterlebt.
Soziale Spannungen und die Rolle der Hellenisten
Die Hellenisten waren Juden griechischer Herkunft, die nach ihrer Rückkehr nach Palästina im Alter in einer Umgebung lebten, die kulturell und sprachlich fremd geworden war. Diese jüdischen Gläubigen hatten Schwierigkeiten, sich in die lokale Gemeinschaft zu integrieren und waren insbesondere bei der Unterstützung von Witwen auf Hilfe der Gemeinde angewiesen. Aufgrund sprachlicher und kultureller Unterschiede entstand jedoch ein Ungleichgewicht, bei dem hellenistische Witwen weniger Unterstützung erhielten als hebräische.
Diese Schwierigkeiten führten zur Entscheidung, dass die Apostel sich auf das Gebet und die Verkündigung des Wortes konzentrieren sollten, während die Betreuung der sozialen Dienste an eine Gruppe von sieben vertrauenswürdigen Männern delegiert wurde. Diese Lösung entlastete die Apostel und sicherte die Fairness in der Verteilung der Hilfeleistungen. Die sieben Helfer wurden mit dem „Dienst an den Tischen“ beauftragt, wobei das griechische Wort „trapeza“ eher eine finanzielle Unterstützung beschreibt, als das bloße Servieren von Speisen. Dieser Dienst wurde als wichtig und geistlich bedeutsam anerkannt, und die Männer wurden sorgfältig ausgewählt und durch Handauflegen von den Aposteln für ihren Dienst gesegnet.
Der zentrale Gedanke des Textes
Der Kern der biblischen Passage liegt in der klugen Delegation von Verantwortlichkeiten. Die Apostel, die in der Verkündigung und im Gebet tätig waren, sahen die Notwendigkeit, die alltäglichen organisatorischen Aufgaben an andere zu delegieren, um eine Überlastung und mögliche Konflikte in der Gemeinde zu vermeiden. Diese Vorgehensweise gewährleistete, dass das Evangelium weiterhin ungehindert verbreitet werden konnte und dass alle, unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund, in der Gemeinde die gleiche Unterstützung erfuhren. Dies ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass eine Gemeinde, die auf Jesus Christus ausgerichtet ist, strukturell und organisatorisch weise agieren muss, um Einheit und ein Wachstum im Glauben zu fördern.
Die Wahl der sieben Helfer: Struktur und Solidarität
Die Wahl der sieben Helfer erfolgte nicht durch ein politisches Wahlsystem, wie wir es heute kennen, sondern durch die gemeinsame Anerkennung und Bestätigung ihrer geistlichen Qualitäten und Fähigkeiten. Diese Männer, darunter Stephanus und Philippus, wurden von der gesamten Versammlung als bewährte und von Heiligem Geist erfüllte Diener bestätigt. Durch Handauflegen und Gebet wurden sie offiziell in ihre Aufgaben eingeführt, was symbolisch für den geistlichen Rückhalt und die Anerkennung ihrer Verantwortung durch die Gemeinde stand. Die Apostel unterstützten und begleiteten die Helfer, sodass diese nicht als unabhängige Einzelpersonen, sondern im Team der Gemeindeverantwortlichen tätig wurden.
Diakonie als geistlicher Dienst
Das griechische Wort „Diakonia“, das sowohl den praktischen Dienst an den Tischen als auch den Dienst des Wortes beschreibt, zeigt, dass beide Formen des Dienstes als geistlich gleichwertig betrachtet wurden. Der Dienst am Wort und der Dienst an den Tischen ergänzten sich und dienten gemeinsam dem Hauptziel der Gemeinde: die Botschaft des Evangeliums zu verbreiten. Diese Auffassung von Diakonie zeigt, dass praktische Dienste in der Gemeinde – wie die Betreuung Bedürftiger und die organisatorische Leitung – nicht minder geistlich sind als die Lehre oder das Gebet.
Diakone und ihr Amt in der frühen Kirche
Mit der Einrichtung von Diakonen in der frühen Kirche wurde ein zweites Amt neben den Ältesten geschaffen. Diakone waren für praktische Belange zuständig, während die Ältesten die geistliche Leitung übernahmen und das Evangelium lehrten. In den neutestamentlichen Briefen wird das Amt des Diakons als geistliches Amt beschrieben, das ebenso wichtig ist wie das der Ältesten. Die Kriterien für Diakone betonten moralische Integrität, Verantwortungsbewusstsein und ein beständiges Glaubensleben (1 Timotheus 3:8-12 ).
Der Fokus auf Menschen statt auf Institutionen
Ein zentrales Anliegen der frühen Kirche war es, den Glauben und die Liebe durch praktische Dienste sichtbar werden zu lassen. Die Strukturierung der Gemeinde war kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um das geistliche Wachstum zu fördern und die Botschaft Jesu zu verbreiten. Die Vermehrung von lokalen Gemeinden sollte nicht im Mittelpunkt stehen, sondern die Jüngerschaft und das persönliche Wachstum im Glauben. Die Einheit und der Glaube an Christus standen stets über der äußeren Struktur und Organisation der Gemeinde.

Lehren für heutige Gemeinden
Die Lösung, die die frühe Kirche für die Herausforderung der sozialen Versorgung fand, ist ein Beispiel für die Notwendigkeit, Verantwortung klug zu delegieren und dabei auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Gemeinden sind aufgerufen, ihre Mitglieder und deren Gaben weise einzusetzen, sodass die verschiedenen Aufgaben im Einklang mit dem Geist des Evangeliums ausgeführt werden können.
Heute wie damals ist es wichtig, dass sich Verantwortliche auf ihre Berufung und den Dienst am Evangelium konzentrieren können. Die Organisation und Strukturierung der Gemeinde sollte darauf abzielen, das Evangelium zu fördern, ohne sich in organisatorischen Details zu verlieren.
Verwandte Links:
Patrice Berger ,Predigten : Apostelgeschichte ; LutherBibel : Apostelgeschichte