Petrus 5,1-6: Die Rolle der Ältesten in der Gemeinde – Hirten, keine Verwalter
Petrus 5,1-6: Die Rolle der Ältesten in der Gemeinde – Hirten, keine Verwalter
Zusammenfassung
Die Ältesten einer Gemeinde sollen in ihrem Dienst als Hirten handeln, nicht als entfernte Verwalter. Wie Hirten sich um ihre Herde kümmern, sollen auch Älteste mit Fürsorge und Hingabe leiten und begleiten. In 1. Petrus 5,1-6 gibt der Apostel wertvolle Ratschläge für Älteste und erinnert an die Bedeutung von Demut, Hingabe und Verantwortungsbewusstsein – Eigenschaften, die er selbst als Nachfolger Christi und als Ältester in der frühen Kirche verinnerlicht hatte.
Bildbeschreibung (Einleitung)
Ein Bild mit einem traditionellen Hirten, der seine Herde in einer weitläufigen Weidelandschaft betreut, im Vergleich zu einem modernen Viehzüchter, der seine Tiere in einem umzäunten Bereich verwaltet. Der Kontrast zeigt die Nähe und Fürsorge des Hirten im Vergleich zur distanzierten Verwaltung durch den Züchter.
Alt-Text: «Ein Hirte führt seine Herde achtsam durch Weideland, im Gegensatz zu einem Viehzüchter, der seine Tiere in einem umzäunten Gehege verwaltet. Das Bild symbolisiert die persönliche Fürsorge, die Gemeindeälteste nach 1. Petrus 5,1-6 in ihrem Dienst aufbringen sollen.»
Die Bedeutung der Ältesten: Hirten, nicht Verwalter
In den Bergen des Queyras-Gebiets begegnete mir einmal ein Hirte, der besorgt seine Herde suchte, die er nur kurz allein gelassen hatte. Diese Begegnung erinnert an die Verantwortung der Gemeindeältesten, die in ihrem Dienst ebenfalls die Rolle von Hirten übernehmen sollen. Die Bibel beschreibt Älteste als jene, die das Volk Gottes leiten – im Alten Testament waren es die Stadtvorsteher von Israel und Juda, im Neuen Testament die Verantwortlichen in den Ortsgemeinden.
Älteste = Hirten: Die Bibel vergleicht die Aufgabe der Ältesten oft mit der eines Hirten. Wie Hirten das Wohl ihrer Herde sicherstellen und sie zu guten Weideplätzen führen, sollen auch die Ältesten der Gemeinde sich um das Wohl der Gläubigen kümmern, nicht als strenge Verwalter, sondern als fürsorgliche Begleiter.
Sind Älteste Verwalter oder Hirten?
Heute sehen wir selten Hirten, die mit ihrer Herde durch das Land ziehen. Meistens werden Tiere in weitläufigen Gehegen gehalten, was sie eher zu einem Besitzobjekt macht, als dass sich jemand um ihre individuellen Bedürfnisse kümmert. Doch der Apostel Petrus betont, dass Älteste als Hirten dienen sollen. Ein Hirte lebt mit seiner Herde und kennt sie genau, während ein Züchter aus Distanz handelt und sich auf Verwaltungsstrategien konzentriert. Diese Analogie dient als Ermahnung, dass die Ältesten sich intensiv und hingebungsvoll um die Mitglieder der Gemeinde kümmern sollen.
Pluralität der Ältesten: Das Wort „Älteste“ steht im Plural. Es bedeutet, dass die Verantwortung auf mehreren Personen ruht, nicht auf einem allein. Die biblische Gemeinde wird also nicht von einem „Pastor“ allein geleitet – dieser Begriff bezeichnet in der Bibel vielmehr eine besondere Gabe, die einzelnen Gläubigen gegeben wird. Das Wort „Ältester“ bezieht sich hier auf ein Leitungsteam, das der Gemeinde dient. Die Aufgabe ist ein kollektiver Dienst, getragen von einem Team von Ältesten, das oft einen „Pastor“ beinhaltet, der für die volle geistliche Fürsorge freigestellt ist.
Was zeichnet einen Ältesten aus?
Älteste sind nicht Menschen, die durch besondere Leistungen oder Positionen in der Gemeinde hervorstechen. Sie zeichnen sich vielmehr durch ihren persönlichen Glauben, ihr öffentliches und privates Zeugnis und ihre Bereitschaft aus, Verantwortung zu übernehmen. Der Apostel Petrus erinnert daran, dass Älteste:
- ein Leben führen sollen, das den biblischen Prinzipien entspricht,
- bereit sein sollen, die Last der Leitung und Fürsorge für die Gemeinde zu übernehmen,
- fähig sein sollen, die Gemeinde biblisch zu unterweisen.
Petrus spricht mit großer Autorität, da er selbst als Ältester in der Jerusalemer Gemeinde diente und das Leben Christi aus nächster Nähe kannte. Er ermahnt die Ältesten nicht aus einer Position der Überlegenheit, sondern als Mitältester, der die Aufgabe der Führung und Fürsorge aus eigener Erfahrung kennt.
1. Petrus 5,1-6: Ein Appell an die Ältesten
Petrus spricht die Ältesten mit den folgenden Worten an (1. Petrus 5,1-6):
„An die Ältesten unter euch richte ich diese Ermahnung, denn ich bin ein Ältester wie sie, Zeuge der Leiden Christi und ein Teilhaber an der Herrlichkeit, die offenbar werden soll: Hütet die Herde Gottes, die euch anvertraut ist. Kümmert euch nicht gezwungen, sondern freiwillig und aus Liebe, ohne Gewinnsucht, sondern in Hingabe. Behandelt sie nicht als Herrscher über ihre Seelen, sondern als Vorbilder für die Herde. Wenn dann der Oberhirte erscheint, werdet ihr den unverwelklichen Ehrenkranz empfangen. Jüngere, ordnet euch den Ältesten unter, und alle, legt gegenseitig Demut an, denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“
Praktische Ratschläge für Älteste
In den Versen von Petrus erfahren wir wertvolle Einsichten darüber, wie Älteste die ihnen anvertraute Herde führen sollen:
- Pflegt eine liebevolle Beziehung zur Gemeinde: Die Fürsorge für die Herde Gottes sollte nicht als Pflichtaufgabe, sondern freiwillig und aus Liebe erfolgen. Ein wahrer Hirte setzt sich aus eigenem Antrieb für das Wohl seiner Herde ein.
- Dient ohne persönliche Motive: Die Ältesten sollen nicht aus Gewinnsucht dienen, sondern ihre Rolle mit Hingabe und Selbstlosigkeit ausüben. Der Fokus liegt auf dem Wohl der Gläubigen und nicht auf persönlichem Nutzen.
- Seid Vorbilder, keine Herrscher: Die Ältesten sollen die Gemeinde nicht kontrollieren oder dominieren, sondern als Vorbilder dienen, die selbstlos die Werte des Evangeliums verkörpern.
- Demut in der Gemeinschaft: Petrus betont die gegenseitige Demut und den Respekt unter den Gemeindemitgliedern. Auch die Jüngeren sollen die Leitung der Ältesten anerkennen, aber stets in einer Atmosphäre gegenseitiger Achtung und Demut.
„Weide meine Schafe“: Die Worte von Jesus an Petrus
Eine wichtige Lektion für Älteste zeigt sich in den Worten, die Jesus dem Petrus im Johannesevangelium (Johannes 21 ,15-19) nach der Auferstehung gab. Dreimal fragte Jesus ihn: „Liebst du mich?“ und dreimal antwortete Petrus: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Und jedes Mal sagte Jesus zu ihm: „Weide meine Lämmer… Hüte meine Schafe… Weide meine Schafe.“ Diese wiederholte Aufforderung zeigt die Bedeutung der treuen Fürsorge, die Jesus von seinen Jüngern und von den Ältesten erwartet.
Die praktische Fürsorge der Ältesten
Der Dienst eines Hirten erfordert einen sorgsamen Blick auf das geistliche Wohl der Herde. Wie ein erfahrener Hirte die Weidegründe sorgfältig auswählt, müssen Älteste sicherstellen, dass die Gemeinde das richtige geistliche „Futter“ erhält. Sie sollen die Gläubigen zu einem ausgewogenen und fundierten Verständnis der Bibel führen, so dass nichts Falsches oder Gefährliches in die Gemeinde Einzug hält.
Ähnlich wie Gott von Adam verlangte, den Garten Eden zu bewahren und zu pflegen, ist es auch Aufgabe der Ältesten, über die Herde zu wachen und sie vor falschen Einflüssen zu schützen. Das bedeutet, sorgfältig zu prüfen, was in der Gemeinde gelehrt und gesungen wird und was aus dem weiteren christlichen Umfeld Einzug hält. Die Priorität liegt auf dem biblischen Wort als Grundlage für alle Entscheidungen.
Abschließende Gedanken
Die Worte des Petrus erinnern Älteste daran, dass sie Hirten sein sollen, die mit Liebe, Hingabe und Demut führen. Die Aufgabe eines Ältesten geht weit über eine formale Rolle hinaus; sie bedeutet, wie ein Hirte bei seiner Herde zu sein und das Wohl der Gemeinschaft an erster Stelle zu stellen. Petrus gibt mit seiner Ermahnung ein zeitloses Vorbild für Leitungspersonen, die auf das Wort Gottes und die Gnade des Oberhirten Jesus Christus vertrauen. So können sie die Herde weise und fürsorglich führen – als wahre Hirten im Dienste Gottes und ihrer Gemeinde.
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